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Kann Yoga heilen?

Autorenbild: Christina Christina

Aktualisiert: 13. Dez. 2024

yoga als THERAPEUTISCHER ansatz in der komplementärmedizin
Heilende Hände in schwarz-weiß.

Ich liebe Yoga - und das schon wirklich lange!


Yoga als Methode um meinen Körper zu kräftigen und zu dehnen, meine Atmung zu regulieren und eine Idee von Stille im Geist zu erlangen und für körperliche und mentale Entspannung zu sorgen, hat mich relativ früh in meinem Leben begeistert und überzeugt. Und das trifft auch heute noch zu 100% zu.


Aber das Yoga als therapeutische Methode eingesetzt werden kann, als wirklich ernstzunehmende Therapie, vielleicht oder sogar vor allem bei schwerwiegenden Beschwerden und Erkrankungen?


Yoga als Therapie also? Nein - das ging mir persönlich doch lange etwas zu weit.


Und heute? Heute sitze ich mit dem Laptop am Esstisch, beobachte die Vögel im Futterhäuschen vor dem Fenster, während aus meinen Fingern ein Lobgesang für Yoga als Komplementäransatz in der Therapie von Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Erkrankungen des Muskel- & Skelettsystems und mentaler & psychischer Leiden fließt. Ein Lobgesang, der Amsel, Drossel, Fink und Star im Frühling alt aussehen lässt.


Yoga als Therapie also? Na sicher!

Die vielen neuen und guten Fachpublikationen, mein eigenes Wissen, meine Erfahrung als Yogalehrerin & meine eigenen Erfahrungen in meiner persönlichen Yogapraxis lassen mich sicher sein, dass Yoga eine wunderbare Methode ist, um therapeutisch eingesetzt zu werden. Wenn auch mit kleinem (nicht ganz unwichtigem) Hinweis.


aber fangen wir doch mal vorne an

Ich unterrichte Yoga nun seit mehr als 10 Jahren und habe immer wieder Menschen begleitet die  unabhängig von ihrer körperlichen Fitness, in einer regelmäßigen Yogapraxis eine Möglichkeit gefunden haben, ihren Körper zu stärken, Flexibilität und Beweglichkeit in Muskeln und Gelenken zu erreichen und zu erhalten und durch die Yogapraxis für körperliche und mentale Entspannung zu sorgen. Die Körperübungen (Asanas), die Atemübungen (Pranayama) und die Meditation als Techniken des Yoga sind hervorragende Werkzeuge, um ganzheitlich mit sich zu sein und wortwörtlich selbstwirksam positiv auf die eigene Gesundheit einzuwirken. Es braucht wenig dafür. Keine Vorkenntnisse, keine besonderen körperlichen Vorraussetzungen, kein großes Equipment und kein Chichi. Das einzige was es braucht ist ein Platz, eine Matte und eine gute Yoga-Lehrkraft die führt und begleitet. Genau das ist es auch, was mich zum Yoga gebracht hat und bis heute überzeugt. Ich liebe es meinen Körper in meiner eigenen Praxis durch einen Flow aus Atmung und Bewegung zu kräftigen, mich auszudehnen, ihn auf diese ganz besondere Weiße zu spüren und anschließend in die Tiefen Shavasanas einzutauchen, um danach wie neugeboren zu erwachen.

Nichts anderes lässt mich selbst auf diese tiefe und bewußte Art wahrnehmen.


Yoga - so wie ich es liebe, praktiziere & unterrichte - wirkt ganzheitlich.

Yoga

  • dehnt & kräftigt die Muskeln

  • mobilisiert die Gelenke & die gesamte Wirbelsäule

  • stärkt & schult das Empfinden für den eigenen Körper und trainiert damit Achtsamkeit

  • ermöglicht ein Wissen über den eigenen Körper

  • ermöglicht es, sich selbst, die eigenen Grenzen und Möglichkeiten besser zu verstehen

  • reguliert die Atmung und

  • sorgt für ein ausbalanciertes Nervensystem.


Dafür liebe ich Yoga!


Seit einiger Zeit aber ist ein weiterer Aspekt hinzu gekommen - eine neue Tiefe meiner Yogaliebe, die die heilenden Kräfte des Yoga betrifft. Denn wird Yoga gezielt und von professionellen und guten Yogalehrenden auf den einzelnen Menschen mit seinen individuellen Bedürfnissen angepasst, können all die oben genannten Benefits auf die Gesundheit und eben auch Gesundwerdung des Menschen einwirken und damit Symptome einer Erkrankung lindern, Nebenwirkungen von schulmedizinischen Therapien abschwächen und das allgemeine Wohlbefinden und die Selbstwirksamkeit erkrankter Menschen stärken.


Yogatherapie versus „normale“ Yogapraxis

Wird Yoga bei Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt, spricht man von Yogatherapie. Der Unterschied zwischen eine „normalen“ Yogastunde und einer therapeutischen Yogaeinheit ist groß.

Therapeutisches Yoga hat immer ein ganz konkretes Ziel. Eine therapeutische Yogapraxis zielt darauf ab spezifische Beschwerden zu lindern und für eine konkrete Besserung zu sorgen. Yogatherapie kann dazu eingesetzt werden Symptome einer Erkrankung zu lindern, positiv auf Nebenwirkungen von Medikamenten einzuwirken oder direkt die Krankheitsursache zu therapieren. Die Beschwerden, egal welcher Art, können dabei so individuell sein wie wir Menschen es sind, ja oft sind die Ziele innerhalb einer Erkrankung unterschiedlich, da Betroffene unterschiedliche Symptome zeigen, mit verschiedenen Nebenwirkungen zu kämpfen haben oder sich einfach in einem anderen Krankheitsstadium oder Lebensumstand befinden. Es ist daher offensichtlich, dass Yoga als Therapie niemals eine Massenveranstaltung sein kann, sondern immer als Einzelstunden oder in kleinen Gruppen stattfinden muss.


Bei der Prävention stress-bedingter Beschwerden, wie Kopfschmerzen oder stress-induzierter Beschwerden des Muskel/Skelettsystems (z.B. Rücken & Nackenschmerzen) wird Yoga schon lange vielseitig und erfolgreich eingesetzt, um für ganzheitliche Entspannung zu sorgen und die Stressresilienz zu fördern.


Yoga für den Rücken ist ein hervorragendes Konzept, von dem auch ich absolut überzeugt bin ohne dabei direkt gleich von Therapie sprechen zu wollen. In den Rückenkursen von HAPPY YOGA erlebe ich immer wieder wie Menschen selbstwirksam, mit den richtigen Übungen und einer ganzheitlichen Herangehensweise für eine deutlich Verbesserung ihrer Beschwerden sorgen können. In diesen kleinen Kursen wird die Rückenmuskulatur gestärkt, gedehnt und flexibel gehalten. Individuelle Anpassungen an einzelne Asanas (Körperübungen), sowie eine genaues Wissen darüber, mit welchen Beschweren die einzelne Teilnehmenden zu kämpfen haben spielt in meiner Funktion als Yogalehrende dabei eine wichtige Rolle und ist nur mit einer kleinen Gruppe umsetzbar. Selbstredend können alle Yogastunden im weitesten Sinn als Yoga für den Rücken bezeichnet werden, da die Wirbelsäule, als Hauptenergiekanal und zentrale Körperachse, immer im Fokus der Yogaoraxis steht. Nicht nur während der Asana Praxis, sondern auch in den Atemübungen und während der Meditation (Energie & Aufrichtung!). Die Rückenkurse bei HAPPY YOGA gehen noch einen Schritt weiter. Einerseits werden bestimmte Asanas bewusst nicht praktiziert (z.b. Vorbeugen), um mechanische Stressoren die beispielsweiße auf die Bandscheiben in der Wirbelsäule wirken können, auszuschließen und diese nicht weiter zu belasten. Andererseits sind die Stunden so aufgebaut, dass alle Strukturen des Rückens (Muskeln, Sehen, Bänder und Faszien) entspannt und sanft gestärkt werden, wohingegen in einer „normalen“ Yogastunde der Fokus nicht immer unbedingt auf dem Rücken liegen muss und eben auch Asanas praktiziert werden, die nur bei einer gesunden Wirbelsäule angezeigt sind. Yoga für den Rücken ist ein gutes Beispiel dafür wie Yoga mit einem konkreten Ziel praktiziert wird und zu einer Besserung von Beschwerden beitragen kann!


Aber sollte Yoga auch bei schwerwiegenden Erkrankungen, wie Krebs, rheumatischer Arthritis oder Depressionen therapeutisch eingesetzt werden? Lange habe ich bei dieser Frage rumgedruckst und keine klare Antwort formulieren können, weder für mich persönlich noch wenn mich jemand danach gefragt hat. Yogatherapie - ein wirklich schwieriger Begriff.

Seit ich mich aber tiefer und intensiver mit dem Thema Yoga als Methode in der Komplementärmedizin auseinander gesetzt habe, bin ich mir sicher - Yoga bei Beschwerden oder therapeutisches Yoga (Leute, nennt es wie ihr wollt - bleibt aber transparent in euren Qualifikationen!) ist absolut sinnvoll. Und nicht nur ich sehe das so, denn Yoga findet aktuell wachsenden Anklang in nahezu allen Disziplinen als Methode der Komplementärmedizin.


Was bitte ist Komplementärmedizin?

Unter Komplementärmedizin versteht die Fachwelt alle therapeutischen Techniken die nicht direkt der Schulmedizin zugeordnet werden können aber in Kombination zur Schulmedizin eingesetzt werden. Komplementär bedeutet also zusätzlich oder ergänzend. Das ist besonders wichtig, denn neben der Komplementärmedizin gibt es noch die sogenannte Alternativmedizin. Die Alternativmedizin schließt die Schulmedizin per Definition aus, denn sie definiert sich als Alternative zur ihr. Davon halte ich persönlich nichts und werde es dementsprechend hier auch nicht vertiefen.

Grenzte sich die Schulmedizin in Deutschland lange von naturheilkundlichen und ganzheitlichen Methoden zu Heilung von Erkrankungen ab, so hat sich in den vergangen Jahren ein deutlicher Wandel vollzogen. Auch wenn noch immer Luft nach oben ist, finden sich an einigen großen Kliniken Zentren für Komplementäre und Integrative Medizin (1). Die Gründe dafür sind vielschichtig. So liegt es mit Sicherheit daran, dass Betroffene mündiger werden und nach ganzheitlichen Methoden suchen und auch verlangen, aber auch die steigende Anzahl an guten und validen Studien zur Wirksamkeit der Techniken fördert die Akzeptanz - auf allen Seiten.

Neben anderen Techniken wie Osteopathie, Akupunktur oder naturheilkundliche Verfahren, zählt Yoga heute nicht nur zu den meistgenutzten, sondern auch zu den bestuntersuchten Verfahren der Komplementärmedizin. Erste Studien erschienen bereits in den 1970er Jahren und nicht nur die  Zahl der publizierten Studien steigt jährlich weiter an (2), sondern auch die Qualität der Studiendesigns und die Bandbreite der Erkrankung, welche in den Studien untersucht werden.


Aktuelle Techniken der komplementären oder integrativen Medizin (3) sind:

  • Akupunktur

  • Achtsamkeits- & Entspannungstechniken

  • Osteopathie

  • QiGong

  • TCM & Aryuveda

  • Naturheilkunde

  • und Yoga.


Auch wenn die Liste nicht vollständig ist und je nach Erkrankung variiert, so spiegelt sie doch den aktuellen Stand gut wieder. Welche Methode für den einzelnen Menschen geeignet ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Ratsam ist immer gerade bei ernsthaften, schweren Erkrankungen genau zu prüfen, welche Methode wo und durch wen eingesetzt wird.

Im Bezug auf Yoga ganz besonders, denn (und hier folgt die explizite Warnung) der Begriff Yogatherapeut/Yogatherapeutin ist (noch) nicht geschützt (4).


 

Fazit

Meinem analytischen Geist, geprägt durch das intensive, naturwissenschaftliche Studium & die schulmedizinische Promotion war lange nicht möglich zu sehen was mein Herz schon längst wusste - Yoga ist ein wunderbares therapeutisches Werkzeug. Dabei ist es egal, ob es um kleinere Beschwerden oder schwerwiegende Erkrankung geht.


Bei der Behandlung ernsthafter Erkrankungen ist Yoga ein Angebot. Ein Angebot für all jene die eigenverantwortlich & selbstbestimmt für sich und ihre Gesundheit einstehen möchten. Eine Erweiterung oder Ergänzung der laufenden schulmedizinischen Therapie also, in der die Yogapraxis je nach Erkrankung, Krankheitsstadium und den Bedürfnissen der Betroffenen gestaltet wird.


Yoga als Therapie in der Komplementärmedizin bedeutet aber auch, dass Yogalehrende (Yogatherapeut:innen) sich intensiv aus- und weiterbilden, sich mit der aktuellen Studienlage auskennen und Fachgebiete ausbilden müssen, in denen sie auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft bleiben können. Ein Berufsverband von Yogatherapeutinnen und Therapeuten ist ein erster, kleiner Schritt in die richtige Richtung - die Integration in den schulmedizinischen Bereich und die Forschung ebenso.


Kann Yoga also heilen? Ja! Yoga kann, als Teil der Kömplementärmedizin und mit fachlich gut ausgebildeten Yogalehrenden und einem differenzierten Konzept im Rahmen einer integrativen Therapie heilende Kräfte entfalten und Menschen in der Gesundwerdung untersützen. Die Yogamatte als Ort gesund zu werden und zu bleiben? Aber sicher!


Du hast eine Meinung zu diesem Thema? Schreibe sie mir gern in die Kommentare!


 

Yoga als therapeutischer Ansatz bei Autoimmunerkrankungen ist ein relativ neues und super spannendes Feld. Wenn du mehr darüber erfahren willst, lies doch einfach meinen Blogbeitrag

oder das Interview

in der Online Ausgabe von yoga aktuell.


 

(1) Zentren für Komplementäre oder Integrative Medizin:

Charite, Berlin, Komplementäre & Integrative Medizin

Harvard, Boston, Medical School, Osher Center for Integrative Health

Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin & Interprofessionelle Versorgung (Forschungsschwerpunkt)


(2) Führt man eine Abfrage in der Datenbank pubmed (einer Datenbank für biomedizinische und biowissenschaftliche Literatur) zu yoga therapy durch erscheinen für das Jahr 2014: 86 Treffer. Am 3.12.2024 (2024): 247 Treffer.


(3) Die aufgelistetEN Methoden werden auch zu den Methoden der Alternativmedizin gezählt. Eine Abgrenzung kann hier nicht stattfinden - wichtig ist der Rahmen indem sie angeboten werden - als absolute  Alternative (no way…) oder als Ergänzung.


(4)  Deutsche Gesellschaft für Yogatherapie - Berufsverband  https://www.degyt.de/


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